Ihr Business Plan

Sie wollen oder haben sich gerade selbstständig gemacht und stehen vor der Frage, welche Geschäftsmöglichkeiten umsetzbar sind? Sie wollen Ihre Marketingmaßnahmen besser planen? Oder wollen Sie einfach wissen, wo Ihr kleines Unternehmen steht? Ein Business Plan kann Ihre Fragen beantworten.

Es gibt viele Gründe, einen Business Plan oder Geschäftsplan zu schreiben. Sei es, um Fördermittel oder Kredite für eine Neugründung zu beantragen, ein Unternehmen zu verkaufen oder um die Entwicklung eines Unternehmens zu verfolgen. Die in einem Business Plan zusammengefassten Teilpläne richten sich nach dem Zweck des Business Plans:

  • Executive Summary
  • Das zu verkaufende Produkt oder die Dienstleistung
  • Management und/oder Gründer
  • Markt und Wettbewerb
  • Marketing und Vertrieb
  • Rechtsform des Unternehmens
  • Finanzplanung
  • Risikobewertung

Für selbstständige Übersetzer und Dolmetscher, die keine Kredite oder Fördermittel beantragen wollen, sind vor allem drei Teilpläne interessant:

Markt und Wettbewerb

Sie wissen, welche Dienstleistungen Sie anbieten (wollen). Wissen Sie auch, in welchen Branchen Bedarf für Ihre Dienstleistung besteht und wer Ihre Wettbewerber sind? Dieser Teilplan hilft Ihnen, Ihren Markt und Ihren Wettbewerb kennen zu lernen.

  • In welchen Branchen besteht Bedarf für Ihre Arbeitssprachen und in welcher Form?

Wenn Sie beispielsweise Sprachunterricht anbieten wollen, sind Sie nicht an Branchen gebunden. Recherchieren Sie, wer Ihren Unterricht braucht – sind eventuell Unternehmen in Ihrem Umkreis, die Mitarbeiter beschäftigen, deren Muttersprache/gemeinsame Sprache eine Ihrer Arbeitssprachen ist? Recherchieren Sie, welche Unternehmen/Organisationen infrage kommen und mit wem diese Unternehmen oder Organisationen zusammenarbeiten. Oft hilft ein Anruf in der Personalabteilung, die den Sprachunterricht für „Expats” organisiert. Der Datenschutz lässt keine detaillierten Auskünfte zu, die Eckdaten werden Sie jedoch bekommen.

Branchen werden interessant, wenn Sie Dolmetsch- und/oder Übersetzungsleistungen anbieten (wollen). Fragen Sie sich, welche Branchen Sie mit Ihrem Fachgebiet und Ihren Arbeitssprachen abdecken können, verfeinern Sie anschließend Ihre Recherche und suchen Sie nach Unternehmen, die Ihr Wissen und Können eventuell benötigen. Bei Übersetzungen beschränken Sie sich nicht auf Ihren Standort, suchen Sie auch in den Ländern, in denen Ihre Arbeitssprache gesprochen wird. Viele Agenturen veröffentlichen die Logos Ihrer Kunden auf Ihren Webseiten, hier können Sie zum Beispiel ansetzen, um herauszufinden, wer Ihr Wettbewerber ist.

  • Wo ist Ihr Markt?

Schauen Sie hier nicht nur auf Ihre Arbeitssprachen, sondern suchen Sie gezielt nach Wettbewerbern in Ihrem Fachgebiet. Wenn Sie beispielsweise Englisch-Deutsch anbieten, werden Sie bei einer groben Suche nach dieser Sprachkombination feststellen, dass der Wettbewerb riesig ist. Suchen Sie deshalb nicht nur nach Ihrer Sprachkombination, sondern versuchen Sie so gut wie möglich festzustellen, wie groß Ihr Wettbewerb in Ihrem Fachgebiet ist. Können Sie Ihr Fachgebiet eventuell noch verfeinern, d. h. gibt es ein Nischenfachgebiet, in dem der Bedarf höher als das Angebot ist?

  • Ihre Marktposition

Als Einzelunternehmer können Sie nur einen kleinen Bruchteil des gesamten Marktbedarfs abdecken, Ihre Marktposition in Prozentpunkten abzubilden, ist daher nicht sinnvoll. Stellen Sie stattdessen fest, wie viel Prozent der von Ihnen als mögliche Kunden in Betracht gezogenen Unternehmen Sie tatsächlich als Kunden gewinnen konnten.  Welche Hindernisse bestanden bei den übrigen potenziellen Kunden? Können Sie diese Hindernisse beseitigen?

Marketing (und Vertrieb)

Sie sind beim vermutlich zeitintensivsten Punkt Ihres Business Plans angelangt. In diesem Teilplan legen Sie Ihre Marketingstrategie und den zugehörigen Zeitplan fest. Überlegen Sie sich, welche Mittel Sie aus welchem Grund nutzen wollen, wie hoch Ihr zeitlicher und finanzieller Aufwand ist und zu welchem Termin Sie welches Mittel einsetzen wollen. Setzen Sie sich feste Termine – wenn Sie beispielsweise eine Messe besuchen wollen, sollten Ihre Visitenkarten, Flyer und Ihre Webseite fertig sein. Vielleicht wollen Sie auf den Flyer verzichten und Ihre Visitenkarte mit einer kleinen Aufmerksamkeit überreichen? Bedenken Sie in diesem Fall, dass alle größeren Unternehmen strenge Richtlinien für Geschenke durchsetzen. Auch das will alles geplant, eingekauft und für den Messebesuch vorbereitet sein.

Unter dem Punkt „Marketing” versteckt sich ein sehr wichtiger Punkt: Ihre Preispolitik. Welche Kriterien Sie Ihrer Preispolitik zugrunde legen, hängt von Ihrem Fachgebiet, Ihrem Können, Ihrer Sprachkombination und Ihren Zielkunden ab. Dieser Abschnitt des Business Plans bietet Ihnen die Möglichkeit, über im Preis enthaltene Leistungen, Rabatte, Aufschläge etc. nachzudenken und festzulegen, in welchen Fällen Sie sie anwenden wollen.

Unabhängig davon, welche Marketingmaßnahmen Sie umsetzen wollen, lassen Sie das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht aus den Augen. Fragen Sie sich, welches Werbemittel kurz-, mittel- oder langfristig welchen Erfolg (Nutzen) bringt und ob der Erfolg die dafür aufzuwendenden Mittel rechtfertigt. Denken Sie nicht nur an finanzielle Mittel, sondern auch Ihren eigenen Zeitaufwand. Wenn Sie z. B. eine Webseite erstellen wollen und feststellen, dass Sie weit mehr Zeit dafür brauchen als gedacht, holen Sie Angebote von Profis ein. Vergleichen Sie diese Angebote mit dem, was Sie für Ihren Zeitaufwand in Rechnung stellen würden, werden Sie vermutlich feststellen, dass der Profi günstiger ist.

Finanzplanung

Das Herzstück Ihres Business Plans – hier fassen Sie Ihre Kosten, Ihre Umsatzerwartungen und Ihre Liquiditätsplanung zusammen. Es empfiehlt sich, diesen Teilplan für die ersten 1 bis 3 Jahre monatsgenau zu erstellen, anschließend können Sie ihn in Quartale oder Halbjahre gliedern. Bleiben Sie realistisch und erfassen Sie Ihre Kosten ehrlich und genau! Ihre Planung geht sonst nicht auf und Sie stehen eventuell vor einem finanziellen Engpass.

  • Die Kosten

Den Überblick behalten Sie ganz einfach, wenn Sie Ihre Kosten in Kostenblöcken wie beispielsweise den folgenden zusammenfassen:

                Betriebskosten

  • Büromiete (anteilig, wenn Sie von zuhause aus arbeiten)
  • Mietnebenkosten (anteilig von zuhause aus, ansonsten gesamt)
  • Versorgungkosten (Strom, Wasser, Gas – anteilig oder gesamt)
  • Büroeinrichtung (Möbel)
  • Technische Ausrüstung und Software (Computer, Drucker, Telefon, Fax etc.)
  • Büromaterial und Drucksachen
  • Kommunikation (Telefon, Internet)

Personalkosten

  • Krankenkassenbeitrag
  • Altersvorsorge
  • Ihr „Gehalt” (= Ihr (geplanter) Nettogewinn)
  • Versicherungen (Rechtschutz, Berufshaftpflicht etc.)
  • Beiträge (Verbände, Kammern etc.)
  • Weiterbildungskosten

Werbungskosten

  • Visitenkarten, Webseite, Flyer etc.
  • Tagungen, Konferenzen etc.
  • Reisekosten (sofern sie nicht mit dem Auftraggeber abgerechnet werden)
  • Fachliteratur

Steuern

  • Umsatzsteuer, Einkommenssteuer, KFZ-Steuer etc.

Rückstellungen

  • Die Summe, die Sie monatlich zur Seite legen, Ihr „finanzielles Polster”
  • Rücklagen für Steuern
  • Rückstellungen für Reparaturen

Diese Einteilung entspricht nicht der steuerlichen Zuordnung dieser Kosten

Diese Liste ist nicht vollständig

Zeichnen Sie Ihre Kosten zunächst monatlich auf, so können Sie eventuelle Trends ablesen und Einsparpotenziale feststellen. Versuchen Sie, Ihr „Gehalt”, das heißt Ihren Nettogewinn, möglichst gleich zu halten. Wenn Sie mit Excel arbeiten, erfassen Sie Ihre persönlichen Kosten in einem separaten Tabellenblatt und runden Sie die Summe nach oben auf. Bei allen anderen Kosten tragen Sie den genauen Betrag in Ihre Tabelle ein.

Sie erhalten nicht nur eine genaue Aufstellung Ihrer gesamten Kosten, Sie haben damit auch die Grundlage für die Kalkulation Ihres Honorars und Ihrer Umsatzerwartung geschaffen.

  • Die Umsatzerwartung

Bleiben Sie auch bei Ihrer Umsatzerwartung unbedingt realistisch. Legen Sie Ihren aktuellen Umsatz (auch wenn er Null sein sollte) zugrunde und planen Sie die Steigerung schrittweise. Wenn Sie eine Umsatzsteigerung von 100 % bis zum Jahresende erreichen wollen, rechnen Sie diese 100 % auf die einzelnen Monate um (100:12 = etwa 8,33 %). Diese etwa 8,33  % können Sie jetzt noch gewichten, das heißt, in traditionell umsatzstarken Monaten eine höhere Steigerung ansetzen als in umsatzschwachen Monaten. Wichtig ist nur, dass das Umsatzziel realistisch und erreichbar bleibt.

  • Die Liquiditätsplanung

Ihr „finanzielles Polster”, das in der Liste unter Rückstellungen genannt ist. Ihr Unternehmen braucht liquide, das heißt sofort verfügbare Barmittel, wenn ungeplante Kosten auf Sie zukommen oder fest eingeplanter Umsatz wegbricht. Sie können hier entweder einen festen Betrag oder einen Prozentsatz Ihres Umsatzes einplanen, wichtig ist, dass Sie im Notfall genügend frei verfügbare Mittel haben, um überraschende Zusatzkosten zu tragen, ohne in finanzielle Bedrängnis zu kommen.

Form und Umfang Ihres Business Plans

Ihr Business Plan ist kein „Einmalwerkzeug”, sondern ein Rahmen, der sie über viele Jahre begleiten kann. Wenn Sie ihn einmal erstellt haben, haben Sie den größten Teil hinter sich – in den Folgejahren brauchen Sie die einzelnen Teile nur noch anzupassen.

Welchen Umfang er haben sollte, bleibt Ihnen überlassen. Es gibt zwar Empfehlungen im Internet, sie beziehen sich jedoch immer auf einen vollständigen Business Plan. Sie arbeiten wahrscheinlich eher mit drei bis vier (beispielsweise einem zusätzlichen Teilplan für Ihre Dienstleistung) Teilplänen. Diese Teilpläne sollten gut gegliederte, genaue Abbildungen Ihrer Überlegungen und Recherchen sein, die Sie jederzeit nachvollziehen und überprüfen können. Ob Sie alle Teilpläne in einem Dokument zusammenfassen oder einzelne Dokumente in Word und/oder Excel erstellen und in einem Ordner „Business Plan” ablegen wollen, bleibt ebenfalls Ihnen überlassen. Legen Sie Ihren Business Plan so an, dass Sie problemlos damit arbeiten können. Setzen Sie sich Termine, an denen Sie Ihren Business Plan überprüfen, zum Beispiel zum Quartals- und zum Jahresende.

Mit Ihrem Business Plan können Sie Ihre Kosten planen und verfolgen, Ihre Umsätze planen und Ihren persönlichen Zielmarkt ermitteln. Ein Business Plan ist ein starkes Werkzeug – Sie haben es in der Hand!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!